open:abitur-prosa-sprache

Abitur - Prosa: Analyse der sprachlichen Gestaltung

Photo by Brett Jordan on Unsplash

Stelle hierzu drei Thesen auf, die du anhand mehrerer Zitate belegst. Wie das geht, zeige ich dir im Folgenden:

  1. Klappere den Ausschnitt anhand der unten genannten Beobachtungsschwerpukte ab. Fallen z.B. bestimmten Satzzeichen auf Stechen Stilmittel ins Auge? usw. (unten mehr dazu)
  2. Überlege anschließend, ob du mehrere dieser Besonderheiten bündeln und einer These unterordenen kannst.

Alternativ kannst du deine Beobachtungen zur sprachlichen Gestaltung auch in die Analyse der erzählerischen Gestaltung und der Charakterisierung der Figuren einbetten. Dann gibt es keinen eigenen Gliederungspunkt Analyse der sprachlichen Gestaltung. Bei der Suche nach den sprachlichen Besonderheiten kannst du dich auch in diesem Fall an den nachfolgenden Tipps orientieren.

Folgende Aspekte solltest du dir genauer ansehen, um die Vielfalt der sprachlichen Gestaltungsmöglichkeiten abzudecken.

Sie auch am Ende der Seite unter den weiterführenden Links! 8-o

  • Ist der Text in Standardsprache verfasst?
  • Ist insgesamt oder in Teilen, z.B. bei der direkten Rede einzelner Figuren, eine bestimmte Varietät der Sprache zu beobachten?
    • Dialekt: regionale Redeweise, die sich in der Aussprache, Grammatik, Satzbau und Wortschatz von der Standardsprache unterscheidet
    • Soziolekt: Sprachvariante, die von sozial definierten Gruppen verwendet werden; für Außenstehende teilweise schwer verständlich
    • Umgangssprache: Alltagssprache, oft große Nähe zur mündlichen Kommunikation
    • Jugendsprache: Sprechweise von Jugendlichen, oft geprägt von Übertreibungen, Humor, Ironie, Expressivität und Emotionalität
    • Fachsprache: Sprache für ein bestimmtes Fachgebiet; oft mit vielen Fachausdrücken
  • Satzformen: Überwiegend Parataxen oder Hypotaxen?
    • Fallen komplizierte Satzgefüge besonders auf?
    • Fällt ein einfacher Satz besonders auf? Meist trifft dieser den Kern der Sache!
  • Enthält der Text bestimmte Satzarten (Aussagesatz, Aufforderungssatz, Fragesatz) besonders häufig?
  • Werden Sätze nicht zu Ende geschrieben/gedacht?
  • Welche auffälligen Wortarten (Verben, Adjektive, Nomen) enthält der Text?
  • Stammen mehrere Wörter aus einem bestimmten Wortfeld?
  • bei Prosa-Texten häufig: Exklamation, Repetitio, Metapher, Parallelismus, Antithese, Alliteration, Ironie, Hyperbel, Neologismus, Diminutive
  • auch: Personifikation, Ellipse, Euphemismus, Klimax, Symbol, Synästhesie, Synekdoche, Vergleich, rhetorische Frage, Anapher, Stichomythie

Die Thesen könnten bsp. so aussehn:

  • Der Protagonist ist mit der Situation überfordert, als seinen Chef seine Lüge enttarnt.
  • Der Kontrast der Handlungsorte/Figuren/Zeitebenen schlägt sich auch in der sprachlichen Gestaltung nieder.
  • Die beiden Figuren reden aneinander vorbei.
  • Das Gespärch eskaliert, als A der Figur B vorwirt/darauf anspricht/damit konfrontiert, dass …
  • B. dominiert in weiten Teilen das Gespräch …

In einer gelungene Analyse der sprachlichen Gestaltung berücksichtigst du folgende Punkte:

  • Man kann deine Gedanken nachvollziehen, da deine Sätze vollständig und zu Ende gedacht sind.
  • Fachbegriffe werden verwendet.
  • Du belegst deine Aussagen mit direkten und indirekten Zitate.
  • Die Zitate sind flüssig in eigene Formulierungen integriert.
  • Die Zitierweise ist korrekt.
  • Die ausgewählten Zitate sind aussagekräftig.
  • Die sprachlichen Besonderheiten werden angemessen untersucht, indem z.B. sie in den Textzusammenhang eingebettet werden oder deren Wirkung auf den Leser/Zuhörer erläutert wird.
  • Die Analyse ist inhaltlich und sprachlich abwechslungsreich gestaltet.

Bei genaueren Analyse der sprachlichen Gestaltung fallen vor allem die pseudo-englischen Ausdrücke von „Magic Hoffmann“ (Z.3) auf, mit denen er seine Verbundenheit zu Kanada, aber auch seinen Status als Weltbürger ausdrücken möchte. Ihm ist es gelungen, der Kleinstadt Dieburg den Rücken zu kehren und den mutigen Schritt in die Welt zu wagen. Und nun ist er hier, fühlt sich wohl und gehört dazu. „Here we are! That´s Berlin!“ (Z.104-105) – so ist zumindest seine Sicht der Dinge.

Dass er auf andere jedoch ganz anders wirkt, wird insbesondere im Gespräch mit dem zweiten Taxifahrer deutlich. Dieser spricht im Berliner Dialekt („das ich mit meiner Taxe hier nur so rumstehe“ (Z.54-55), „wenn se Wurst essen“ (Z.57)), macht ich über ihn lustig und lässt Fred gar nicht zu Wort kommen. Sichtlich überfordert steht Fred anfangs mit seinem Koffer in der Hand am Vorplatz und versteht sprichwörtlich nur Bahnhof.

Als Fred anschließend in das Großstadtleben eintaucht, wird Berlins besonderer Charme mit einprägsamen Metaphern beschrieben: „Berlin schien zum Empfang den Müll rauszustellen.“ (Z.68-69) oder „als hätte jemand ein schmutziges Brett über die Stadt gelegt“ (Z.77-78) zeichnen ein wenig einladendes Bild der Stadt. Doch er arrangiert sich damit und selbst das heruntergekommene Hotel scheint ihm zuzusagen – auch wenn dies mit recht trostlosen Farbadjektiven beschrieben wird. Die Theke ist „schmutzigweiß“ (Z.139), die Möbel „braun“ (Z.162), die Wände „grau“ (Z.164) und auch die „rosa“ (Z.164) Lampenschirme passen zu dem Bild einer billigen Absteige.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
  • open/abitur-prosa-sprache.txt
  • Zuletzt geändert: 2021/11/28 10:59
  • von pz